Mit der Erweiterung der „FrauenWege“ in der Sandstraße in Wesel werden drei Gedenktafeln für bemerkenswerte Weseler Frauen eingeweiht. Die Tafeln erinnern an das Engagement und die spannenden Lebensgeschichten dieser inspirierenden Persönlichkeiten. So haben Interessierte die Möglichkeit, ihre Geschichten zu entdecken, während sie durch die Sandstraße schlendern.
Die Bauverein Wesel AG kann auf eine stolze Tradition seit 1908 zurückblicken und bringt über 100 Jahre Erfahrung im Wohnungsbau mit. Als eine der größten Wohnbaugesellschaften der Region bietet sie mehr als 2.400 Wohnungen an. Mit einem starken Engagement für soziale Integration und das Wohl ihrer Mieter setzt sich die Bauverein Wesel AG aktiv für erschwinglichen Wohnraum in der Region ein.
Anlässlich des 750-jährigen Stadtjubiläums hatte die damalige Frauengruppe e. V. die Idee, Porträts von engagierten Frauen, die in der Hansestadt Wesel Spuren hinterlassen haben, in der Sandstraße auszustellen und dauerhaft anzubringen.
Die Bauverein Wesel AG, die mehrere Wohnobjekte in der Sandstraße besitzt, unterstützte damals das Projekt der Frauengruppe. Auf Anregung der Gleichstellungsstelle der Stadt Wesel hat sich die Bauverein AG nun erneut bereit erklärt, die Fortführung dieses Projekts zu fördern, indem sie weitere Fassaden für neue Porträtaufnahmen zur Verfügung stellt. Herzlichen Dank dafür!
Die Gedenktafeln wurden von Ursula Bröcheler, einer Grafikerin aus Wesel, gestaltet. Sie hatte bereits 2008 die Kacheln in der Sandstraße entworfen. Die neuen Tafeln haben ein anderes Design, und die Biografien der Frauen sind jetzt über einen QR-Code abrufbar. Alle Hinweistafeln wurden aktualisiert.

Bedeutende Frauen
Erna Suhrborg
Erna Suhrborg wurde 1910 in Krefeld geboren und war ausgebildete Lehrerin im Kunstgewerbe. Sie lebte von 1943 bis zu ihrem Tod 1995 in Wesel.
Unbeeinflusst von aktuellen Kulturströmungen und ohne Beachtung der Entwicklungen und Verhältnisse innerhalb der rheinischen Kunstszene erarbeitete die finanziell unabhängige Künstlerin ihren eigenen, abstrakten, gegenstandslosen Malstil. Andeutungen von Landschaften und Naturimpressionen finden sich in ihren frühen Werken und in ihrem expressionistischen Spätwerk. In einer Schaffenszeit von mehr als 50 Jahren entstanden Kunstwerke von bemerkenswerter Qualität. Ihre Bilder wurden in verschiedenen Städten ausgestellt. Zum 100. Geburtstag würdigte die Stadt Wesel ihr Werk durch eine Ausstellung.
Das Städtische Museum Wesel vergibt alle drei Jahre den von Gabriele und Hans-Dieter Suhrborg gestifteten „Erna Suhrborg-Preis“.
Die Auszeichnung wird an bildende Künstlerinnen vergeben, die sich, wie die Namensgeberin des Preises, durch eine hohe Qualität ihres künstlerischen Schaffens auszeichnen, ohne ein künstlerisches Hochschulstudium abgeschlossen zu haben. Gleichzeitig verleiht die Stadt Wesel seit 2020 einen Nachwuchspreis an Schülerinnen.
Eva Maria Falk
Eva Maria Falk wurde 1934 in Wesel geboren. Ihre Eltern bewirtschafteten ein Anwesen am Auesee. Ihre Motorsportkarriere begann mit einem Lehrgang auf dem Nürburgring, wo sie von Wolfgang Graf Berghe von Trips und Bernd Rosemeyer junior trainiert wurde. Zunächst fuhr sie kleinere Rallyes, später auch internationale Rennen in Polen, Monaco, Portugal und Griechenland.
Der Höhepunkt ihrer Karriere war der Große Straßenpreis von Argentinien 1964, bei dem sie den dritten Platz belegte und die Damenwertung gewann. Nach dem Unfalltod von von Trips übernahm sie seine Kolumne in der BILD-Zeitung und fuhr zusammen mit Rosemeyer die neuesten Automobile.
1964 endete ihre aktive Karriere, und sie kehrte nach Wesel zurück. Sie arbeitete zunächst in einer Mercedes-Niederlassung und dann bei der Bauunternehmung F. C. Trapp. Eva Maria Falk starb 1982 im Alter von 48 Jahren nach einem langen Krankenhausaufenthalt.
Bei der Recherche zu dieser interessanten Persönlichkeit wurde entdeckt, dass Eva Maria Falk ursprünglich unter dem Namen
F a l c k geboren wurde. Doch durch die ständige Verwechslung und die kreative Schreibweise von Dritten hat sich der Name Falk etabliert.
Ingeborg ten Haeff
Ingeborg ten Haeff wurde 1915 in Düsseldorf geboren und wuchs in Wesel auf. Nach dem Tod ihres Vaters heiratete ihre Mutter erneut. Die Familie zog 1928 nach Berlin. In den Kreisen der Avantgarde der 1930er Jahre lernte sie ihren ersten Ehemann, Dr. Lutero Vargas, den Sohn des brasilianischen Präsidenten, kennen. Sie folgte ihm in seine Heimat. In Rio de Janeiro ergaben sich Kontakte zur kulturellen Szene, die durch viele europäische Emigranten geprägt war.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde sie von ihrem Mann geschieden. Ein neues Leben begann für sie in der New Yorker Galerie des Kunsthändlers Israel Ber Neumann, der zahlreiche europäische Künstler vertrat, die vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten geflüchtet waren. Dort kam sie mit der klassischen Moderne in Europa in Kontakt und lernte schließlich ihren zweiten Ehemann, den Architekten und Stadtplaner Paul Lester Wiener, kennen. Mit ihm bereiste sie Mittel- und Südamerika und sammelte präkolumbische Kunst.
In den späten 1950er Jahren begann sie, sich der Malerei zu widmen, und studierte an der University of New York. Kurz darauf folgten erste Einzelausstellungen, unter anderem im Hudson River Museum.
Mit dem Tod ihres zweiten Ehemannes (1967) zog sich Ingeborg ten Haeff in eine künstlerische Pause zurück.
1969 heiratete sie John Lawrence Githens, der als Professor für Russisch am Vassar College in Poughkeepsie, New York, tätig war.
In ihren Portraitarbeiten der 1970er Jahre zeigte sie abstrahierte Motive. Ten Haeffs Spätwerk war charakterisiert durch eine Rückkehr zur Zeichnung. Im Jahr 2006 kehrte die Künstlerin gemeinsam mit ihrem Ehemann anlässlich einer Ausstellung im Städtischen Museum noch einmal nach Wesel zurück.
Ingeborg ten Haeff lebte ein bemerkenswertes und künstlerisch erfülltes Leben, das sich kraftvoll gegen die Normen einer damals überwiegend männlich geprägten Gesellschaft behauptete. Ihre Kreativität und Entschlossenheit machten sie zu einer inspirierenden Persönlichkeit. Sie verstarb 2011 in New York.
Mit ihrer Lebensgeschichte hinterlässt sie ein bleibendes Erbe, das Frauen ermutigt, ihre Träume zu verfolgen und ihre Stimmen zu erheben.