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Hilfstransport nach Novomoskovsk (Ukraine) gestartet

Täglich treffen russische Bomben ukrainische Städte, auch die im Osten des Landes gelegene Stadt Novomoskovsk.

Der Bürgermeister der Stadt Novomoskovsk, Serhij Rieznik, besuchte vor einigen Wochen persönlich die Stadt Wesel. Dabei berichtete er von dem Leid, das seiner Heimatstadt täglich widerfährt.

Bis heute dauern die Kämpfe nicht unweit von Novomoskovsk im Süden (z. B. um Saporischschja) und Osten (z. B. um Bachmut) an. Die Kriegsfront ist etwa 100 Kilometer entfernt. Viele der verwundeten Soldat*innen werden mit Bussen nach Novomoskovsk gebracht. Zudem befinden sich momentan in der Stadt mehrere tausend Binnenflüchtlinge. Dadurch sind vor allem die medizinischen Einrichtungen (Praxen, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen) überlastet.

Gruppenfoto beim Start des Hilfstransports nach Novomoskovsk im Oktober 2023

Bereits beim virtuellen Kennenlernen zwischen Bürgermeisterin Ulrike Westkamp und ihrem ukrainischen Amtskollegen Serhij Rieznik verständigte man sich, dass neben dem Austausch von Informationen zu Abläufen in der Verwaltung und Stadtentwicklung auch eine Zusammenarbeit im Bereich des Feuerwehrwesens stattfinden soll.

Im Rahmen der forcierten Zusammenarbeit besuchte Bürgermeister Serhij Rieznik die Stadt Wesel Ende Juni dieses Jahres. Unter anderem lernte er hier Vertreter*innen der Krankenhäuser, Unternehmen und der Feuerwehr kennen. Vor allem die Abläufe im Bereich des Krankenhaus- und Feuerwehrwesens interessierten ihn.

Um den Menschen in der Ukraine direkt helfen zu können, organisierte die Stadt Wesel einen Hilfstransport mit dringend benötigten medizinischem Equipment.

Spenden / Fracht

Dank der Unterstützung hiesiger Weseler Unternehmen, die sich auf medizinische und Pflege-Utensilien spezialisiert haben, und der beiden Weseler Krankenhäuser konnte eine beachtliche Menge zusammengestellt werden. Zu der Fracht zählen unter anderem ca. 40 Rollatoren, ca. 35 Rollstühle, ca. 10 Patientenlifter (elektrische Hebehilfe) und tausende Spritzen, Kanülen, Kittel und andere medizinische Instrumente.

Zu den großzügigen Spender*innen zählen:

  • Luttermann Wesel GmbH,
  • servoprax GmbH,
  • megro GmbH & Co. KG,
  • Evangelisches Krankenhaus Wesel GmbH,
  • pro homine Krankenhäuser & Senioreneinrichtungen Wesel-Emmerich/Rees gGmbH

Besonderer Dank gilt Bernd Schepers, Geschäftsleitung der Imgrund Silogistic GmbH. Mit Hilfe seines ausgezeichneten, internationalen Netzwerks konnte eine ukrainische Spedition für den Transport gewonnen werden. Das erleichtert aufgrund der regionalen Kenntnisse sowie der Sprache den Transport in die Ukraine. Zudem hat Bernd Schepers sich bereiterklärt, den Transport „haptisch“ zu organisieren. Die gespendeten Waren wurden bei Imgrund im Stadthafen angeliefert und gelagert. Neben der Abwicklung vor Ort, der Organisation einer Spedition, der Lagerung und dem professionelle Beladen hat sich Bernd Schepers auch um die nötigen Zoll-Papiere gekümmert.

Da zahlreiche Materialien gespendet worden sind, wird ein Transport nicht ausreichen. Deshalb wird sich zeitnah ein weiteres Fahrzeug auf den Weg nach Novomoskovsk machen.

Dank gilt auch dem Musiker Walter Testrut. Seit Kriegsbeginn spielt Walter Testrut als Zeichen der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine auf seinem Keyboard jeden Abend die ukrainische Nationalhymne. Die Stadt Wesel unterstützt diese besondere Geste.

Weitere Projekte

Neben dem Hilfstransport arbeiten die Städte momentan daran, einen Besuch ukrainischer Feuerwehrleute nach Wesel zu ermöglichen. Dabei steht vor allem im Vordergrund, Abläufe in Übungen kennenzulernen.

Die Hoffnung ist, dass mit Frieden auch ein gegenseitiger Austausch stattfinden kann, zum Beispiel von Schulen und Sportvereinen.

Partnerschaft mit Novomoskovsk

Kundgebung der Weseler Schulen vor dem Berliner Tor

Der Rat der Stadt Wesel hat im März dieses Jahres beschlossen, die ukrainische Stadt Novomoskovsk zu unterstützen. Ziel ist, dass aus der Solidaritätspartnerschaft langfristig eine Städtepartnerschaft entsteht. Darüber wird der Rat der Stadt Wesel zu einem späteren Zeitpunkt gesondert entscheiden.

Warum Novomoskovsk?

Nach intensiven Gesprächen mit den Fachleuten des Netzwerks Engagement Global hat sich die Stadtverwaltung entschieden, näheren Kontakt zur ukrainischen Stadt Novomoskovsk aufzunehmen.

Ein Grund dafür ist, dass die Stadt in der Partnerregion des Landes Nordrhein-Westfalen, Dnipropetrowsk, liegt. Dadurch können bei angedachten Projekten ggfs. Synergien erzeugt werden. Zudem lassen sich Aktionen und Initiativen einfacher umsetzen, da es vor Ort Regionalbüros, die unter anderem vom Land NRW unterhalten werden, gibt. Darüber hinaus ist Novomoskovsk in etwa so groß ist wie Wesel (ca. 70.000 Einwohner*innen). Auch die Interessen beider Städte sind identisch. Da Novomoskovsk Teil der neuen Seidenstraße ist, hat vor allem der wirtschaftliche Handel hohe Priorität. Ebenso ist der Stadt, die nicht unweit vom Fluss Dnepr entfernt liegt, der Tourismus wichtig.

Insgesamt ist die Stadt gut zu erreichen. In der unmittelbaren Nähe befinden sich Flughäfen sowie Eisenbahnlinien (beide jedoch aktuell nicht nutzbar).

Im Rat der Stadt Novomoskovsk sind derzeit 38 Abgeordnete vertreten, die in neun Fraktionen aufgeteilt sind. Entscheidungen werden überwiegend im Konsens getroffen. Bei den Parteien vor Ort handelt es sich mehrheitlich um lokale Parteien. Alle im Rat vertretenden Fraktionen orientieren sich an die politische Mitte.

Städtepartnerschaften / Hintergründe

Südansicht des zerstörten Willibrordi-Doms (1945)
Südansicht des zerstörten Willibrordi-Doms (1945)

Wesel blickt auf eine bewegte Geschichte. Diese ist vor allem von internationalen Beziehungen geprägt. So gehörte Wesel im Mittelalter dem mächtigen Hansebund an. Der ausgezeichnete Wirtschaftsstandort begünstigte den weltweiten Handel. Die florierenden Geschäfte mit Waren aus allen Teilen der Welt „spülten“ auch die unterschiedlichsten Menschen in die Hansestadt Wesel am Rhein. Die Menschen in Wesel präsentierten sich als Gastgeber besonders tolerant und weltoffen. Glaubensflüchtlinge gaben der Stadt Wesel den Ehrennamen „vesalia hospitalis – gastliches Wesel“.

In den fast 800 Jahren Stadtgeschichte war Wesel mehrfach in größere Konflikten involviert. Der Zweite Weltkrieg markiert dabei den tragischen Tiefpunkt. Die Stadt lag nahezu komplett in Trümmern. Nach dem Krieg bauten die Menschen am Niederrhein ihre Stadt wieder auf.

Die 1952 begründete Städtepartnerschaft zwischen Wesel und Hagerstown (USA) erfuhr im zehnten Jahr ihres Bestehens eine besondere Ehrung: Wesel und Hagerstown haben mit einem ersten Telefongespräch den ersten zivilen Kommunikationssatelliten "Telstar" am 27. Juli 1962 offiziell in Betrieb genommen.
Die 1952 begründete Städtepartnerschaft zwischen Wesel und Hagerstown (USA) erfuhr im zehnten Jahr ihres Bestehens eine besondere Ehrung: Wesel und Hagerstown haben mit einem ersten Telefongespräch den ersten zivilen Kommunikationssatelliten "Telstar" am 27. Juli 1962 offiziell in Betrieb genommen.

Wenige Jahre später schlossen im gesamten Bundesgebiet Städte und Gemeinde Partnerschaften mit Kommunen im Ausland. Bereits in den 1950er Jahren bildet sich eine Freundschaft zwischen Wesel und der US-amerikanischen Stadt Hagerstown. Diese Städtepartnerschaft gehört zu den ältesten deutsch-amerikanischen Partnerschaften überhaupt. 2022 feierte das Bündnis sein 70-jähriges Bestehen.

In den darauffolgenden Jahrzehnten folgten weitere Partnerschaften. So unterhält die Stadt Wesel partnerschaftliche Beziehungen nach Felixstowe in Großbritannien, nach Ketrzyn in Polen und nach Salzwedel in Deutschland. Fast jedes Jahr besuchen Delegationen aus den Städtepartnerschaften, unter anderem um sich über die Entwicklung in den Städten auszutauschen.

2024 feiert Wesel gemeinsam mit Felixstowe das 50. Jubiläum der Städtepartnerschaft.