Im Volksmund heißt es, dass hinter jeder Ecke eine Krise, ein Unheil lauert. Wie schnell sich Krisen tatsächlich ereignen können, haben die Corona-Pandemie, die Flutkatastrophen im vergangenen Jahr und nicht zuletzt der Ukraine-Krieg gezeigt. Um möglichst gut vorbereitet zu sein, wird die Bevölkerung regelmäßig für bestimmte Verfahren sensibilisiert, so zum Beispiel für Sirenensignale und andere meist vom Strom abhängige Warnverfahren (unter anderem NINA-App oder Radio).
Am 8. September 2022 wurden landesweit zeitgleich um 11 Uhr öffentliche Warnsirenen aktiviert. Auch in Wesel wurden die Sirenen mit einem ein-minütigen Dauerton, dem Signal „Entwarnung“, gestartet. Fünf Minuten später folgte ein ein-minütiger auf- und abschwellender Heulton, das Signal „Warnung“. Im Ernstfall sind alle Bürger*innen bei diesem Ton aufgefordert, umgehend ein Gebäude aufzusuchen und das Radio für weitere Informationen einzuschalten. Beendet wurde der Alarm (fünf Minuten später) mit einer erneuten „Entwarnung“. Auch andere Kanäle wurden während des Probealarms getestet, unter anderem Apps und Hörfunk-Sender. Ziel solcher Probealarme ist es, in der Bevölkerung ein Bewusstsein für diese Warnsignale zu schaffen. Durch regelmäßige Probealarme wissen sich Menschen in Ernstfällen (Gefahrensituationen) zu helfen.
Viele Warnsysteme sind abhängig vom Strom. So können zum Beispiel mobile Endgeräte wie Smartphones ohne Strom nicht genutzt werden. Selbst wenn die Telefone ausreichend Akkuleistung haben, sind sie bei einem Stromausfall kaum nützlich (abgesehen von Funktionen wie „Taschenlampe“), da Funkstationen (also das Netz) Strom benötigen.
Worst case – Blackout
Doch wie gehen Menschen bei einem „Blackout“ (einem längeren Stromausfall) mit einer Gefahrensituation um?
Marc Elsberg zeichnet in seinem Welt-Bestseller „Blackout – Morgen ist es zu spät“ ein düsteres Bild für westliche Gesellschaften bei einem langanhaltenden Stromausfall. So wird in dem Thriller beschrieben, dass es bereits nach wenigen Tagen zu bürgerkriegsähnlichen Szenen kommt. Dass ein Stromausfall tatsächlich zu solchen gravierenden Folgen führt, scheint eher unwahrscheinlich. Fest steht jedoch, dass Gesellschaften, die zu einem erheblichen Teil vom Strom abhängig sind, massive Probleme erhalten – angefangen bei der Informationsbeschaffung.
Mobile Notfall- und Informationspunkte
Die Feuerwehr Wesel hat vorsorglich zwei mobile sogenannte Notfall- und Informationspunkte (ausgebaute, einfach zu verlegende Container) beschafft. Diese können in Krisen- bzw. Gefahrensituationen flexibel und schnell als Anlaufstellen für die Bevölkerung aufgebaut werden.
Denkbar ist, dass bei einem Stromausfall von solchen Notfall- und Informationspunkten aus Hilfeersuche abgesetzt werden. So können Rettungsfahrzeuge trotz eines Stromausfalls ausrücken. Zudem könnten dort Menschen wichtige Informationen - unabhängig vom Strom-, Telefon- oder einem anderen Netz – erhalten. Bürger*innen erhalten dadurch Informationen ungefiltert aus „erster Hand“. Auch Warenausgaben können eventuell über solche Informationspunkte organisiert werden.
Was genau und in welchem Umfang solche Anlaufstellen in Krisensituation leisten können, wird derzeit in einem für das gesamte Kreisgebiet einheitlichen Konzept erarbeitet.
Mit Umbau und Equipment (u. a. Möbel) kosten beide Container zusammen rund 35.000 Euro.
Gerätehäuser der Freiwilligen Feuerwehr
Neben den mobilen Anlaufpunkten könnten Bürger*innen Informationen und Hilfe zum Beispiel an den Gerätehäusern der Freiwilligen Feuerwehr Wesel erhalten. Auch dort können Notrufe im Ernstfall abgesetzt werden. Sämtliche Standorte verfügen über eine Notversorgung (Stromaggregate). Darüber hinaus sind die Standorte sowie Rettungsfahrzeuge mit einem Funksystem ausgerüstet, das unabhängig von den Mobilfunknetzen funktioniert.
Bekanntmachungskästen
Die Hochwasser-Katastrophe des vergangenen Jahres in Teilen Nordrhein-Westfalens und Rheinland-Pfalz haben deutlich gemacht, wie wichtig eine dezentrale, analoge Informationsstruktur sein kann. Ohne ein funktionierendes Stromnetz, ohne Internet und Mobilfunk sind analoge, „klassische“ Kanäle ein bewährtes Mittel. Ein solches Instrument sind Bekanntmachungskästen. Diese stehen im gesamten Stadtgebiet verteilt. Genutzt werden sie in der Regel in Ausnahmesituationen. So wurden wichtige Bekanntmachungen der Stadt Wesel, die im Rahmen der Corona-Pandemie notwendig waren, über die Bekanntmachungskästen veröffentlicht. In Krisensituationen können Bekanntmachungskästen dazu eingesetzt werden, wichtige Informationen für die Bevölkerung flächendeckend zu verbreiten.
Standorte
Die Stadt Wesel arbeitet derzeit an einem Informationsflyer mit den Standorten der Gerätehäuser der Freiwilligen Feuerwehr, den Bekanntmachungskästen und anderen wichtigen Anlaufpunkten.
Im Notfall erhalten Bürger*innen an den Standorten wichtige Informationen sowie Hilfe.
Geplant ist, die Informationsflyer zum bundesweiten Warntag am 8. Dezember 2022 in Wesel zu verteilen.