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Ausstellungen

Die Sammlung
Spot on: Hans Brass (1885-1959)

ab 17. August 2024
Städtisches Museum Wesel in der Innenstadt

Unter dem Titel »Spot on« stellt das Städtische Museum in lockerer Folge Schlaglichter der hauseigenen Sammlung vor. Mit fünf Werken von Hans Brass, einem Künstler der sogenannten ›verlorenen Generation‹ zwischen den beiden Weltkriegen wird ein Künstlerleben anschaulich illustriert. 

Die Werke aus der Sammlung stehen für einschneidende Punkte in Brass' Leben. Zwei Lithographien aus der Mappe »Die Schaffenden«, herausgegeben vom Berliner Kunstverleger Paul Westheim stehen exemplarisch für die Zeit nach dem ersten Weltkrieg. Entstanden Anfang der 1920er-Jahre, zeigen sie Brass' Entwicklung nach den Erlebnissen des ersten Weltkriegs in Berlin. Dort beschäftigt er sich mit den Kunstströmungen der Zeit wie dem Expressionismus, Kubismus und Futurismus und wird Teil der Künstlervereinigung ›Der Sturm‹. 
Das einzige Gemälde des Künstlers in der Sammlung schuf Brass 1948, als er bereits zum dritten Mal verheiratet und als Künstler gereift war. Zu diesem Zeitpunkt lebt er wieder in Berlin, nach mehreren Aufenthalten mit seiner ersten und zweiten Frau in der Künstlerkolonie Ahrenshoop an der Oststee. Nach dem zweiten Weltkrieg versucht Brass an seine vielversprechenden Anfänge in den 1920er- und 1930er-Jahren anzuschließen, was ihm aufgrund der politischen Situation im Osten Deutschlands nicht recht gelingen will. Als ein kritischer Geist muss Brass Repressalien in der neugegründeten DDR fürchten. Dennoch gibt er nicht auf und verlegt sich bis Anfang der 1950er-Jahre auf Zeichnungen, die er mit Feder und Farbstift gestaltet. 
Zwei Zeichnungen in der Sammlung »Künstler auf dem Sterbebett« und »im Sterbezimmer« reflektieren Brass' Operation und Erkrankung Anfang der 1950er-Jahre, an der er fast verstorben wäre. Hier wird auch seine Hinwendung zum Christentum deutlich; er war 1931 zum Katholizismus konvertiert.
Diese letzten Zeichnungen, die dem Betrachter, wie er selbst fand, einen unmittelbareren Zugang zu seiner Kunst gewährten als die durchgearbeiteten, abstrakteren Gemälde, bilden den Schlusspunkt der Ausstellung. Brass arbeitet noch für 9 weitere Jahre, wendet sich hauptsächlich Naturdarstellungen zu und verstirbt schließlich friedlich unter dem Pflaumenbaum in seinem Garten. Er wird im engsten Familienkreise in Biesdorf bei Berlin beigesetzt.

Hans Brass zählt nicht nur zur sogenannten ›verlorenen Generation‹, er wurde auch unter den Nationalsozialisten als ›entartet‹ gebrandmarkt. Dieses Schicksal teilt er mit weiteren Künstlern in der Sammlung des Städtischen Museums, wie etwa Arthur Buschmann, August Oppenberg oder Fritz Levedag. Durch die kulturellen Inzisionen der Zeit ab 1933 wurden diese Künstler in ihrer Ausübung und Entwicklung massiv eingeschränkt und mit Arbeitsverbot belegt. Der künstlerische Pluralismus im Berlin der Avantgarde war nicht mehr erwünscht und wessen Kunst sich nicht der Ideologie anpasste wurde verhöhnt und zerstört. Aus diesem Grund sind die Künstler dieser Zeit einem breiteren Publikum oft unbekannt und daher ist es umso erstrebenswerter, Ihnen zu neuer Sichtbarkeit zu verhelfen.

 

Abbildungen: Städtisches Museum Wesel